Hermeneutische Manipulationen. Ein vormodernes und allgegenwärtiges Problem
- date
- 16.07.2018 - 17.07.2018
- time
- 10:30 AM - 01:00 PM
- speaker
- Mirko Breitenstein, Gert Melville, Dmitri Nikulin, Christopher Ocker, Karl-Siegbert Rehberg, Carlos Ruta, Christian Schwarke, Jörg Sonntag
- language
- de
- main topic
-
Linguistics, Literature and Culture: general
- subtopics
-
Psychology: general
Society, Philosophy, Education: general
- host
- Sebastian Mickisch, Zentrum für Mittelalter- und Renaissancestudien
- abstract
Zum Veranstaltungsthema
Jeder hermeneutische Akt ist ganz bestimmten, geschichtlich variablen Bedingungen und Grenzen unterworfen, die das Erfassen von Wahrheit einschränken, wenn nicht verunmöglichen. Weil solche Akte dabei stets in sozio-kommunikativen Systemen ablaufen, verfügt der Mensch über ein soziales Wissen, das ihm Verstehen überhaupt erst ermöglicht. Wer nicht mit der hermeneutischen Struktur der geltenden Codes vertraut ist, dem bleiben Symbole verschlossen. Insofern geht es in Gesellschaften stets darum, sich diese Struktur pragmatisch zunutze zu machen.
Akteure werden versuchen, die Objekte von vorneherein so ‚herzurichten‘ bzw. zu ‚transformieren‘, dass sie in einer ganz bestimmten Weise verstanden werden. Sie werden mit einem Code versehen, der sich sofort in der gewünschten Weise entschlüsselt, wenn man dessen Bezug auf die Ordnungs- und Sinnstrukturen, die als geltend behauptet werden, erkennt. Damit wirkt das nunmehr verstandene und mit Sinn versehene Objekt affirmativ für die Ordnungs- und Sinnstrukturen.
Zum anderen wird man versuchen, die Vorprägungen und Vorurteile des Beobachters so zu determinieren, dass er Objekte (‚hergerichtete‘ und neutrale) immer in dem gewünschten affirmativen Sinne versteht.
Die Konsequenz eines solchen Verlustes hermeneutischer Sicherheit sind ‚Scheinwelten‘ der politischen Propaganda, der Reklame, des Internets, der Fake-News, der anscheinend nicht hinterfragbaren Endoxa. Das gilt bemerkenswerterweise ebenso für das Mittelalter mit seinen universellen Ordnungsstrukturen wie für die Gegenwart mit ihrer Globalisierung der Ideen, Obsessionen und Virtualitäten. Es bedarf einer hermeneutischen Methode für den Umgang mit den Fallen der hermeneutischen Manipulationen.
Um Anmeldung wird gebeten (auch für einzelne Vorträge oder das gemeinsame Abendessen am 16. Juli in der Torwirtschaft,Lennéstraße 11, 01069 Dresden):
Kontakt
Sebastian Mickisch Mag. M.A.
Tel: +49 351 47934182
Sebastian.Mickisch@tu-dresden.de
Programm
Montag, 16. Juli
10:30 Gert Melville / Carlos Ruta
(Dresden / Buenos Aires)
Begrüßung und Einführung
11:00 Jörg Sonntag
(Dresden)
Rituale deuten: Zur Hermeneutik unterstellter Manipulationen
12:00 Mittagessen
14:00 Mirko Breitenstein
(Dresden)
Das Gerücht als hermeneutische Herausforderung
15:00 Gert Melville
(Dresden)
Korrektur der Wirklichkeit durch die ‚Wahrheit‘: Zur Methode mittelalterlicher Fiktionen über fremde Kulturen
16:00 Kaffee
16:30 Carlos Ruta
(Dresden / Buenos Aires)
Meister Eckhart: Der Konflikt der Auslegungen
17:30 Christopher Ocker
(UC Berkeley)
Scheinheilige: Materielle Dokumentationen der wahren Geistlichkeit als hermeneutische Manipulationen vor der Reformation
19:00 Abendessen
Dienstag, 17. Juli
09:00 Dmitri Nikulin
(New School for Social Research, NY)
Flanerie as hermeneutics
10:00 Karl-Siegbert Rehberg
(Dresden)
‚Schöner Schein‘: Ästhetik als Medium der Wahrheit und Lüge
11:00 Christian Schwarke
(Dresden)
Statements und Abschlussdiskussion
13:00 Mittagessen
Last update: 17.07.2018 00:07.
venue
organizer
Weißbachstr. 7
01062 Dresden
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- fax
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